De arte restaurandi
Eindrücke vom Modell des Forum Romanum
Einst war es der Mittelpunkt der bekannten Welt, das Herz des römischen Reiches und Schauplatz des Aufstieges von Cicero, Caesar und Augustus, doch nun steht es als Holzmodell der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in zweifacher Ausführung in wechselnden Nürnberger Museen: das Forum Romanum.
Die ursprünglich sumpfige Ebene zwischen Palatin und Kapitol, die als Forum Romanum 600 Jahre später der Schauplatz für die Reden Ciceros und die Karriere Caesars sein sollte, inspirierte noch einmal 2000 Jahre später Forscher und Studenten der FAU in mühevoller Kleinarbeit per Hand zwei Modelle von ihrem Aussehen 50 v. Chr. bzw. 10 n. Chr. anzufertigen. Der enorme Unterschied zwischen den beiden Modellen verdeutlichte, dass trotz der damals bereits jahrhundertealten Geschichte des Platzes diese 60 Jahre die bis dato größten Veränderungen für das Forum mit sich brachten. Das frühere Modell war vor allem von zwei Basiliken (basilica aemilia und basilica sempronia), verschiedenen Tempeln und Gedenkstätten (für bürgerliche Einigkeit, Saturn, Vulcanus, die Dioskuren, Iuturna und Vesta), dem ursprünglichen Bau der Kurie sowie der Rostra und dem Comitium, bei denen zu Zeiten der Republik Gerichtsprozesse ausgetragen und Senatssitzungen durchgeführt wurden, geprägt. Gerade dieser politische Teil des Forums veränderte sich in den kommenden 60 Jahren radikal. In dem jüngeren Modell waren Rostra und Kurienbau komplett neu aufgebaut worden, damit sie dem in der beginnenden Kaiserzeit nunmehr hinter verschlossenen Türen tagenden Senat optimal dienen konnten. Auch der religiöse Teil des Forums hatte sein Aussehen durch einen neuen Tempel für den mittlerweile vergöttlichten Caesar und Umbauten am Saturntempel sowie am Concordiatempel stark gewandelt. Am deutlichsten wurde der Einfluss des neuen Kaisers Augustus auf den Platz allerdings bei Betrachtung des Partherbogens im Miniaturformat, ein Triumphbogen zu Ehren des Kaisers, deutlich. Die Flankierung des Modells im Museum durch Büsten von Pompeius, Caesar, Augustus und Tiberius fügte sich gut in den Gesamteindruck des Exponats.
Das Forum Romanum ist ein gutes Beispiel dafür, wie gerade sich gerade Alleinherrscher wie Augustus durch Architektur verewigen wollten, wollen und wollen werden. Von den Kaisern Roms über Bischöfe, Könige und Fürsten des Mittelalters, den Diktatoren des 20. Jahrhunderts bis hin zu den heutigen Herrschern am Golf: Sie alle lieferten sich einen Wettstreit um den schönsten Tempel, die prachtvollste Kirche, die imposantesten Ruhmeshallen oder die höchsten Wolkenkratzer. Augustus hatte in seinem Eifer das Aussehen des Forums in nur 60 Jahren so grundlegend verändert wie keiner zuvor in den 600 Jahren vor seiner Regentschaft. Er zeigte somit seinen enormen Einfluss auf die Entwicklungen im römischen Reich - der Grundstein der Pläne seiner Nachfolger für das Forum war somit gelegt.
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