"Geistsein macht Spaß"

„Nächster Halt: Himmel? Oder im Limbus gefangen?“

Eine famoses Story, grandiose Schauspieler und eine hervorragende Spielweise – das sind die drei Faktoren, die eine gelungene Theateraufführung zum perfekten Abend werden lassen; so geschehen am 21. Juni bei der Premiere von Christina Wägers Komödie „Geistsein macht Spaß!“.

Der wohl einzige Geist im Limbus, der Zwischenwelt zwischen Erde und höheren Instanzen, der permanent Hunger hat und auch vor geweihten Hostien nicht zurückschreckt, ist Fred Vogel (brilliant: Micha Gögelein). Zusammen mit dem mürrischen und empfindlichen Tom Williams (phänomenal: Robin Goldmann) erhält er den Auftrag, den gerade verstorbenen Verbrecher Edgar Albert Trent (fabelhaft: Christopher Eckert) in die Hölle zu eskortieren. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn dank nicht funktionierender GPS-Technik holen die Beiden den kürzlich verblichenen Albert Trent (beeindruckend: Enrico Nezirovic) aus seinem Sarg. Dieses Missgeschick kann ihnen der Oberengel Sieben-Blitze (imposant: Alexander Bäsmann) natürlich nicht ungestraft durchgehen lassen – und als ob das nicht schon genug wäre versucht der echte Schurke Trent auch noch, seinen Mörder Marty Lowell (gelungen: Susanna Hellmuth), der noch unter den Lebenden weilt, umzubringen. Um das zu verhindern, bekommen Fred und Tom den Engel Ampersand (großartig: Christina Keßler) unterstützend zur Seite gestellt, der das gemeinsame Vorhaben zeitweise durch seine himmlische Naivität und Gutgläubigkeit eher erschwert als unterstützt, aber letztendlich mithilfe des Deluminators nicht nur mehrere irdische Leben (u.a. Zhong Jing Jincao, Franziska Schmidt) rettet, sondern auch dazu beiträgt, dass sich alles zum Guten wendet. Albert Trent, der inzwischen mehr als nur ein Gefährte von Fred und Tom geworden ist, beweist zum Ende hin den Charakter von wahrer Freundschaft: er überzeugt den „unüberzeugbaren Engelsrat“ – einschließlich des strengen Sieben-Blitze, der am Ende gar nicht wiederzuerkennen ist und sogar ein Bier ausgibt - davon, dass auch die beiden Geister endlich in den langersehnten Himmel dürfen - denn das ist die Belohnung, wenn man die auferlegte Aufgabe im Limbus erfüllt.

Die Autorin Christina Wäger (Q12), die selbst als Schabernack treibender Geist mitspielt, hat eine actionreiche und fesselnde Komödie geschrieben, die mit viel Ironie und Sarkasmus das Publikum von der ersten Sekunde an von einer Pointe zur Nächste jagt und in ihren Bann zieht. Kaum merklich vergehen die anderthalb Stunden, in der die AG Schulspiel unter der Leitung von Regina Kland und Melanie Kain eine wahre Meisterleistung vollbringt. Die begnadeten Schauspieler – und zwar die alten Hasen genauso wie die zahlreichen Neuentdeckungen, von denen wir hoffentlich zukünftig noch mehr sehen werden – erwecken den Eindruck, als ob sie noch nie etwas Anderes gemacht hätten außer Theater zu spielen.

Nicht unwesentlich dazu beigetragen hat auch das professionelle Equipment: Die Technik (nicht wegzudenken: Michael Habel, Christian Riess, Q12, Kr. Wölfl), Kostüme und Maske (Fr. Kland, Fr. Kain) sowie das Bühnenbild (Fr. Altmann, Susanna Hellmuth) sind von einer Qualität, die bei einem Schultheater nur äußerst selten erreicht wird!

Honoriert wird das Spektakel von den Zuschauern, die von einer nicht enden wollenden Begeisterung erfasst sind, mit minutenlangem Applaus - und das zurecht! Von dem Abend bleiben einem wahrscheinlich besonders drei Dinge, die man ja vielleicht irgendwann nochmal brauchen kann, in Erinnerung: man sollte sich merken, dass die Hölle ein furchtbarer Ort ist, an dem es bestialisch stinkt; zweitens, dass es weitaus komplexer und schwieriger ist, in den Himmel zu kommen, als man denkt, aber auch lohnend, denn dort gibt es kostenlose Werbegeschenke, und zu guter Letzt, dass Geistsein einfach Spaß macht!

Zur Autorin Christina Wäger:

"Englische Panel-Shows, klassische Literatur, Video Spiele - das sind nur ein paar meiner Freizeitinteressen, wenn ich nicht gerade selbst auf der Bühne stehe. Sofern ich nicht mit Skyrim oder mit J.R.R. Tolkien beschäftigt bin, schreibe ich Kurzgeschichten und Gedichte, Essays und Artikel. Geistsein Macht Spaß! ist mein erstes vollendetes Theaterstück, doch habe ich noch ca. ein Dutzend bislang unvollendete Stücke auf meinem Schreibtisch. Momentan arbeite ich an einem Fantasie-SciFi Jugendroman. An der Theater AG schätze ich, dass Kreativität und neue Ideen freien Lauf haben. Man spielt mit anderen Schülern und Schülerinnen, die sich ebenfalls sehr für Theater interessieren, und gemeinsam gestaltet man ein klassisches Stück auf neue Art und Weise oder man erschafft ein komplett neues Stück."

CAST 2013