2022/2023 "Fairy Tale Asylum"

Kaum blinzelt man, schon ist man erwachsen. Und im Erwachsenenalter sowie auf der Reise dorthin bekommt man plötzlich abends keine Märchen mehr vorgelesen – bedauerlicherweise, denn das allabendliche Ritual ist uns gewaltig ans Herz gewachsen. Allerdings merkt man im Heranwachsen auch: Märchen sind – auch wenn wir Archetypen begegnen – lange nicht so plakativ schwarz-weiß, wie auf den ersten Blick zu vermuten. Zudem sind sie teils ganz schön grausam…Und wie geht es eigentlich den Figuren, die uns so selbstverständlich als Identifikationsplattform oder zur (moralischen) Orientierung dienen?Neben der Tatsache, dass wir dieses Jahr im März spielen, was fast nur eine Stationeninszenierung erlaubt, haben uns genau diese bohrenden Fragen bei der Konzeption von „Fairy Tale Asylum“ beschäftigt. So ist eine Auseinandersetzung mit den psychischen Problemen der einzelnen, altbekannten Märchenfiguren entstanden, die sich nun allesamt in unserem Asylum, unserer Anstalt, tummeln. Besonders wichtig waren uns Humor, Improvisationsspielräume und ein wirklich märchenhaftes Ambiente, das sich in allen liebevoll gefertigten Details von Kulisse, Requisite, Kostüm und Maske sowie in der Sprache widerspiegelt. Bis auf „Die Schöne und das Biest“, die uns für den Filmdreh reizvoll schien, konzentrierten wir uns auf die klassischen Märchen aus der Feder von Grimm, Andersen und Perrault.Die Zeit bis März ist knapp, um mit über 60 Mitwirkenden Texte einzustudieren, sich in den Kulissen auszutoben, Kostüme zu nähen und technische Ideen wie etwa den Film umzusetzen. Dies war nur durch über 120 Stunden möglich, die wir neben den Freitagsproben in den Ferien und an Wochenenden in der Schule zubrachten – eine verrückte und fordernde Reise.

Station 1 – Aschenputtel: Aschenputtel hat sich drei imaginäre Freunde erschaffen, die Tauben Rucke, Di, und Guuh. Ihre behandelnden Ärzte sind Dr. Grimm und Dr. Andersen, die studieren, wie sich Aschenputtel die Grausamkeiten ihrer Stiefmutter schönredet und gleichzeitig nicht aus ihrer erlernten Hilflosigkeit ausbrechen kann. Auch wenn ihr die Tauben das eigene Verhalten und das des Prinzen sehr kritisch spiegeln, schafft sie es nicht, sich zu emanzipieren und hofft weiter auf den Prinzen, der einen Schuh an jeden Fuß im Königreich stecken muss, um sie zu finden…

Aschenputtel - Emilia Weickmann
Taube Rucke - Joy Wilisch
Taube Di - Paula Schellein
Taube Guuh - Lisa Bayer
Dr. Grimm - Lisa Dunkel
Dr. Andersen - Chiara Schellein (understudy: Laura Voss)
Technik - Lukas Just

Station 2 – Schneewittchen, Spieglein und Königin: Der Spiegel der bösen Königin leidet unter Burnout aufgrund seiner täglichen Emotionsarbeit sowie wegen massiver Schuldgefühle, da er als Spiegel einfach nicht lügen kann, außer er wird von der Königin bedroht. Als dann noch der Jäger und Schneewittchen auftauchen, die das narzisstische Profil der Königin beschreiben, hat Schwester Adelheid von Hohenfels alle Hände voll zu tun…

Böse Königin - Lisa Höchsmann
Spiegel - Lena Brand
Guter Jäger & Technik - Ralf Volkhardt
Schneewittchen - Finja Wilt
Schwester Adelheid v. Hohenfels - Dana Höchsmann
Technik - Oskar Rozwadowski

Station 3 -- Rotkäppchen und der Böse Wolf: Warum wird der Wolf als Bösewicht stigmatisiert, wo er doch nur ein Raubtier ist? Der Wolf hat das Labeling satt. Auch ein recht emanzipiertes Rotkäppchen ist genervt von einer Welt, in der suggeriert wird, dass ohne Männer der Laden nicht läuft. Und wieviel Wolf steckt eigentlich in uns: Homo homini lupus est. Ob Dr. Ali Baba den Wolf in den Griff kriegt? Zur Not stünde Dr. Rübezahl noch bereit, der das Publikum in den nächsten Trakt weitergeleiten wird …

Böser Wolf - Konrad Brzostowski
Rotkäppchen & Technik - Laura Assum
Dr. Ali Baba - Anna-Lisa Vorbrugg
Dr. Rübezahl / Technik - Maxi Schwendtner
Illustration - Lisa Zöhrer

Station 4 -- Dornröschen, Rapunzel, Rumpelstilzchen und die Schöne Müllerstochter: Dornröschen flüchtet sich vor der Realität in einen tiefen Schlaf. Ihre Ichs (Dissoziation) Rose, Dorn und Blatt geben Einblicke in ein Leben, das aus Verboten besteht –edel geboren, aber in einen goldenen Käfig gesperrt. Eingesperrt wurde auch Rapunzel von ihrer Helikopter-Stiefmutter, allerdings in einen Turm. Rapunzel, in der Pubertät buchstäblich den alten Zopf losgeworden, macht seinem Ärger Luft. Dies trifft auch zu auf Rumpelstilzchen, das immer die Bösewichtskarte bekommt, aber eigentlich nur einen Vertragsgegenstand einfordert. Die vertragsbrüchige Müllerstochter ihrerseits beklagt sich darüber, dass ihr Vater mit völlig überzogenen Fantasien herumprahlte und sie erst in diese missliche Lage brachte – wer bitte spinnt denn Stroh zu Gold? Immerhin sind die Figuren bei Dr. Sterntaler in guten Händen…

Dorn - Yuna Kleiner
Rose - Lara Cosman
(Blatt - Anna Trisl)
Rapunzel - Trâm Nguyên
Rumplestilzchen - Amy Blank
Schöne Müllerstochter - Julia Brand
Dr. Sterntaler - Mara Assum (understudy Lara Krumbholz)
Technik - Tom Oppenländer
Technik - Simon Keßler

Station 4 ¾ -- Hänsel und Gretel bei Hexen und Raben: Trouble in der Hexen-WG, Kunigulla und Esmeralda streiten um das Lebkuchenbusiness, während die frechen Raben Corvus, Corax und Abraxas von der Seitenlinie kommentieren. Hänsel und Gretel verirren sich glatt auch noch in das ganze Durcheinander und thematisieren dabei die spannende ethische Frage: Ist Lüge gleich Lüge?

Hexe Esmeralda - Christina Rohse
Hexe Kunigulla - Greta Knipp
Rabe Corvus - Neela Krawietz
Rabe Corax - Viktoria Stepanova
Rabe Abraxas - Juliane Ave
Gretel - Constanze Herold
Hänsel - Johannes Schuh
Technik - Julian Pötzl
Technik - Felix Krodel

Station 5 -- Schöne und das Biest, Frau Holle: Unter dem Stockholm-Syndrom kann man sich die Veränderung des Verhaltens einer Geisel vorstellen. Dabei entwickelt das Opfer Sympathie gegenüber dem Peiniger. Belle, die Schöne, entwickelt Liebe gegenüber ihrem Entführer, und Goldmariechen, obwohl sie sich bei Frau Holle wohlfühlt, will wieder zurück auf die Erde in eine sie knechtende Familie, in der sie wie Abschaum behandelt wird, zu denen sie aber Liebe verspürt. Die Ärzte Dr. Schneeweißchen und Dr. Rosenrot studieren diese Parallelen mit großem Interesse, während man bei Belle eine Maltherapie versucht.

Belle - Xenia Igna
Frau Holle (aka Frau Schnee)- Ann Kristin Weiß
Goldmariechen - Amelie Badichler
Dr. Schneeweißchen - Nina Bayer
Dr. Rosenrot - Sarah Akbiyik
Technik - Luca Krawietz
Technik - Mathea „Leo“ Zeller
Schnitt und Film: Julian Pötzl, Mathea „Leo“ Zeller, Luca Krawietz, Johannes Schuh, Laura Assum, Leon Burkel, Ralf Volkhardt, Oskar Rozwadowski, Tobias Heller
Musik Arrangement und Piano : Micha Fischer, Gesang : Regina Kland

Station 6 -- Froschkönig und Gestiefelter Kater: Frosch und Kater liefern sich einen heftigen verbalen Schlagabtausch. Während der Kater dem Frosch vorwirft, die Zuneigung der Prinzessin erpresst zu haben, hält der Frosch den Kater für einen notorischen Lügner, Betrüger und einen aufgeblasenen, größenwahnsinnigen Angeber (Megalomanie). Märchenexperte Dr. Perrault führt Sie durch zwei interessante Räume…

Froschkönig - Julian Hufnagel
Kater/ Technik - Leon Burkel
Dr. Perrault - Colin Wilt
Technik - Patrick Höllmann

Station 7 – Mädchen mit den Schwefelhölzchen: Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen sitzt zusammengekauert in Lumpen am Boden… Sie zündet ab und an ein Schwefelhölzchen an, da sie im Lichte des Scheins Bilder aus einer glücklichen Vergangenheit zu sehen glaubt. Gleichzeitig prangert sie eine Gesellschaft an, in der weggesehen wird. Nach Hause bringen Sie Dr. Räuber & Dr. Sesam.

Mädchen mit Schwefelhölzchen - Paula Herrmann
Dr. Perrault - Colin Wilt
Dr. Räuber - Annalena Fischer
Dr. Sesam - Micha Fischer
Technik - Patrick Höllmann

Technische Leitung: Luca Krawietz, Mathea „Leo“ Zeller, Tobias Heller

Technik und Bühnenbau: Laura Assum, Leon Burkel, Ralf Volkhardt, Julian Pötzl, Oskar Rozwadowski, Lukas Just, Simon Keßler, Tom Oppenländer , Felix Krodel, Maxi Schwendtner, Patrick Höllmann, Adrian Cosman, Andi Ridder, Bernd Blank

Leitung Film und Fotodokumentation: Technik AG, Vanessa Frühling, Rainer Wölfel

Make-Up: Alyssa Kessler, Nina Lischke, Anna-Lisa Vorbrugg, Emilie Schwagerik, Chiara Schellein, Annalena Fischer, Regina Kland, Laura Assum, Greta Knipp, Cecil Böttcher

Requisite & Kulisse & Plakat / Flyer & Programmheft: Etliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG Schulspiel, besonders aber Chiara Blaumeier, Lisa Zöhrer, Xenia Igna, Franziska Karl, Lena Schober, Charlotte Lehmeyer, Anna Trisl, Laura Voss, Joy Wilisch, Neela Krawietz, Juliane, Reinhard & Rosi Kland, Nina Lasermann

Kostüme & Skript: Regina Kland

Staging, Sponsoring, Presse, Regie